1. Körperschwerpunkt an die Wand
Richtig: Die Regel „Körperschwerpunkt an die Wand“ gilt generell, hat aber gerade im Überhang eine besondere Bedeutung. Denn es spart wichtige Energie beim Weitergreifen, weil das Gewicht der Hüfte nicht an den Griffen zieht. Tipp: Wer eine gut trainierte Mitte hat, bringt die nötige Körperspannung recht locker auf!
Falsch:  Hängt die Hüfte von der Wand weg, verringert das nicht nur die Reichweite, sondern es zieht den Kletterer geradezu nach unten.
2. Körperschwerpunkt unter der Haltehand
Richtig: (auch diese Grundregel gilt bei jeder Steilheit, in Überhängen aber in besonderem Maß): Nur wenn sich der Körperschwerpunkt genau unter der Haltehand befindet, kann man weitergreifen, ohne dass es den Kletterer zur Seite „ausdreht“. Bleibt der Körper beim Weitergreifen ohne Anstrengung stabil, dann stimmt der Schwerpunkt.
Falsch: Steht man dagegen falsch und nimmt eine Hand vom Griff oder einen Fuß vom Tritt, dreht sich der Körper sofort in Richtung Schwerpunkt (siehe oben Bildfolge). Allenfalls kann man dann durch blitzartiges Weitergreifen einen Sturz noch verhindern, was aber viel Kraft kostet - und nur selten gelingt.
3. Sauber eindrehen
Hängt die Wand nach hinten, ist das Eindrehen mit dem Unterkörper (beide Knie zeigen dabei zur gleichen Seite) oft die beste Lösung. Durch die seitliche Stellung vergrößert sich die Reichweite und die Arme müssen (im Gegensatz zum frontalen Klettern) nicht abgewinkelt werden, was wichtige Kräfte spart.
4. Zug mit den Beinen
In echt steilen Wänden ist es notwendig, nicht bloß auf die Tritte zu steigen, sondern mit den Füßen richtig „Zug“ auf den Tritt auszuüben, um nicht abzurutschen. Die Füße übernehmen praktisch die Funktion einer zusätzlichen Haltehand. Eine gute Körper- und Beinspannung ist dafür die Grundvoraussetzung. Je nach Kletterschuh funktioniert das unterschiedlich gut.

Es gibt drei mögliche Varianten:
1) ziehen mit der Unterseite der Fußspitze. Die am häufigsten anzuwendende Form: Die Zehen, die am Tritt anliegen, werden zusammengerollt, und über dem Schuh baut sich Spannung auf den Tritt auf. Damit das funktioniert, müssen die Tritte allerdings „hinterschnitten“ sein – d.h. zur Wand hin muss sich eine Einbuchtung bilden.
2) ziehen mit der Ferse. An Dachkanten oder um eine Ecke ist es besser, mit der Ferse zu ziehen. Auch hier funktioniert der Fuß wie eine Haltehand. Um genug Kraft aufzubringen, muss die Unterschenkelmuskulatur vorgespannt werden (erreicht man durch Anheben der Fußspitze).
3) Ziehen mit der Oberseite der Fußspitze. Es ist auch möglich, mit der Zehenoberseite an einem Tritt einzuhaken und zu ziehen. Besonders in einem Dach ist diese Technik oft erforderlich.
5. Fortgeschrittenen-Techniken
Foothook über Dachkanten: Den Übergang zwischen einem Dach und einem etwas flacheren Ausstiegsgelände findet man sowohl in Kletterhallen als auch im Freien häufig. Der Foothook, der auf so einer Kante zum Einsatz kommt, ist eine Extremform des „Ziehens mit der Ferse“. Durch das Einhaken und Aufbauen von Körperspannung wird der Körper nahe an die Wand gebracht. Die ­„Diagonale“ (linker Fuß, rechte Hand) hält Victoria stabil, sie kann mit dem linken Arm weitergreifen. Allerdings ist dafür viel Armkraft notwendig.
Ägypter: Schauen die Griffe nicht in die gewünschte Richtung, dann ist eingedrehtes Klettern manchmal nicht möglich. Profis behelfen sich beim frontalen Klettern in Überhängen manchmal mit diesem Trick: Das Runterdrehen des Knies auf Greifhandseite stabilisiert den Körper und verhindert, aus der Wand zu fallen. Aber Achtung: Die Kombination aus Zug und gedrehtem Knie ergibt eine sehr ungünstige Belastung und ein gewisses Verletzungsrisiko. Diese Technik daher nur sparsam einsetzen!
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Bilder: © Thomas Polzer